Letzten Freitag habe ich einen der Sehbehinderten aus dem Blindenzentrum zu Hause
besucht. Es war interessant, mit ihm zu reden und wir haben auch ein blindes Ehepaar
in der Nähe besucht, das schon ein bisschen älter war. Sie können beide
nicht arbeiten und wurden bisher vom Blindenzentrum mit versorgt, aber das soll demnächst
aufhören und sie wissen noch nicht, wie es weitergehen soll, da die Nachbarn sie
auch nicht ständig versorgen können. Hier ist ja sogar Wasser holen zum Trinken
oder Waschen ein Akt. Als sie vor einiger Zeit in der Kirche waren, wurden sie auch
bestohlen, man hatte ihnen das Brot und ihre Kohle gestohlen. Das ist wirklich eine Frechheit!

Am Sonntag wollte ich dann mit Michael auf das Voodoofestival in Benin, da wir das kleinere
ja verpasst hatten. Da er aber zZ noch eine andere Organisation sucht, wo er seinen Zivi
machen kann, hatte er Montag morgen ein Bewerbungsgespräch. Da hieß es dann
alleine oder gar nicht. Ende Februar wollte ich auch noch auf das Pan-Afrikanische
Filmfestival, aber wie ich gemerkt habe, ist da mein eigenes Theaterfestival, also
ging das auch nicht. Bevor ich ganz zu Hause bleibe, bin ich dann allein gegangen …

… und das war ein Erlebnis! Ich bin erst Montag morgen gefahren und dann 5 Stunden
durch bis nach Benin. Auf dem Weg sah ich auch einen LKW, dem die Hinterachse weggebrochen war,
während er führ. Er lag dann im Straßengraben und es standen einige
Menschen mit traurigen Gesichtern darum. Ich konnte nicht alles erkennen, aber es war
gut möglch, dass es auch Tote gegeben hatte, da oft welche auf LKWs und anderen
Transportgelegenheiten illegal mitfahren.

Ich kam etwa gegen Mittag an und habe eine Herberge gesucht. Das Festival
ist das gröste seiner Art im Benin und existiert erst seit einigen Jahren,
seitdem Voodoo als Religion anerkannt wurde. Als ich etwa gegen 2 auf das Festival
wollte, war die Eröffnung schon vorbei (ich habe mir dann noch einen Führer
gesucht), aber es gab noch einige Tänze und später noch die
“Zurückgekehrten”; komplett verkleidet stellten sie die Geister
der Ahnen aus der Unterwelt da und haben getanzt, Leute erschreckt und sind gegen Mitternacht
noch durch die Straßen gezogen um jeden zu töten, der ihnen über den Weg
läuft.
Das Tanzen am Anfang war direkt am Strand, wo es auch ein UNESCO Mahnmal gibt, am
“point of no return”. Hier wurden früher die Sklaven eines großen
Teils von Westafrika nach Amerika verschifft (auch von Togo). Die Straße dahin heißt
“Straße der Sklaven (Route des Esclaves) ” und ist ca. 4 Kilometer lang. Die bin
ich mit dem Führer zu Fuß gegangen und bin dabei auf dem Rückweg auch beim Sklavenmarkt
vorbei gekommen. Es gibt dort auch verschiedene Mahnmale und Reliefs an den Wänden,
aber sie fangen auch schon an, dort jetzt ein Hotel zu bauen!

Auf dem Weg zum Strand stellte ich auch fest, dass es zur selben Zeit auch ein internationales
Filmfestival gab, das von der Beninisch-Französischen Gesellschaft “Quintessence” schon zum dritten
Mal abgehalten wurde. Dies war das erste Jahr, in dem alle Vorstellungen kostenlos waren :).
Das Ganze hatte schon am 7. Januar angefangen und ging bis zum 11. (ich kam am 10. an).
Am ersten Abend ging ich nach dem Voodoofestival noch zum Filme gucken. Es gab richtige
Kinosessel in einer Strohhütte(!) und wann hat man schon mal Fledermäuse, die
vor der Leinwand hin und her fliegen. 🙂 Ich war dann so gegen 11 Uhr im Bett. Kurze Zeit später hörte ich dann noch die Zurückgekehrten
um die Häuser streifen und die Bewohner rufen, um sie zu verjagen.

Es gab zum größten Teil afrikanische Filme, die dokumentarisch oder als Spielfilm
die Geschichte von Flüchtlingen, lokalen Musikern oder einfach der Bevölkerung
erzählten. Diese Filme waren so interessant gemacht, dass sie richtig mitreißend waren
– mindestens so unterhaltsam wie die meisten Hollywoodfilme, und das bei Dokumentationen!
Zwei der Filme habe ich auch gekauft, sie existieren teilweise erst seit 4 Tagen! Dadurch
habe ich auch einen der Verantwortlichen kennen gelernt, der mir letztendlich auch
einen kostenlosen Schlafplatz für die zweite Nacht besorgt hat. Dadurch konnte
ich die Abschlußzeremonie auch verfolgen und den pämierten Film auch noch sehen.
Zudem gab es noch kostenloses Abendbrot :). Am nächsten Morgen war ich dann noch
im Heiligen Wald, der Oudiah einer Voodoohochburgen im Benin ist.
Erst am 2. Tag abends hatte ich überhaupt gemerkt, dass Benin eine Stunde weiter ist,
also deutsche Zeit hat – und dass, obwohl es von mir aus nur 100 Kilometer
Richtung Osten ist! Das Festival hatte insgesamt ca. 30.000 Besucher.

Während des Festivals habe ich auch einen Musiker aus dem Benin kennen gelernt,
der R’n’B dort bekannt machen will, aber bisher noch nicht die Mittel hatte, mehr als
zwei Lieder im Studio aufzunehmen. Es war aber schon lustig, als er die Musik dann in
der Empfangshalle des Festivals laufen ließ und wird uns dann daneben gesetzt haben,
um die Reaktion zu sehen, sie waren durchaus positif :).

Wie sich später herausstellte, musste ich für den Schlafplatz warten, bis die Afterparty zuende war, da er
einer der Veranstalter war. Das war dann um 4:30 morgens der Fall, solange hatte ich dann
in einem der Busse geschlafen. Um 8 Uhr morgens musste ich dann schon wieder los, um
vor dem Ablauf meines Visums an der Grenze zu sein.
An der Grenze gab es nur ein 48 Stundenvisum für 10.000 CFA (17€). Nach 47 Stunden war ich
zurück. Während dieser Zeit hatte ich dann aber so viel erlebt, dass es
sich auf jeden Fall gelohnt hatte (auch, für 3 Tage 70 € auszugeben)
und ich auch gar nicht länger bleiben wollte.

Heute (Donnerstag, den 13. Januar) ist der Feiertag der Machtergreifung von Eyadema.
Weil es dafür große Paraden gibt, nicht nur vom Militär, sondern
sogar von Grundschulen(!), waren weite Teile von Lomé auch schon gesperrt,
als ich zurückkam. Es war eine lange Umleitung…
Heute gab es dann auch bei uns die Parade. Der Teil, en ich mitbekommen habe, bestand
fast nur aus Grundschulen, die alle im Gleichschritt marschiert sind und Eyadema
dafür gefeiert haben, dass er “Frieden bringt”. Es ist halt eine
Diktatur…

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